EKHN2030 – Mit der äußeren Reform auch die innere Erneuerung in Angriff nehmen

Sie wissen und haben schon davon gelesen, dass die Landeskirche (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau) derzeit eine Kirchenreform durchführt. Alle sind involviert: Die Kirchenvorstände, die Synoden, die Dekanate, die Kirchenverwaltung. Viel Manpower, wie man neu­ deutsch sagt. Es handelt sich um eine großangelegte Gebiets­, Ge­bäude­ und Personalreform. Die Landeskirche plant mit diesem Re­formprozess die Zukunft. Sie ant­wortet mit der Reform „ekhn2030“ auf die immensen Kirchenaustritte der letzten 20 Jahre. Kurz: Viel we­niger Kirchenmitglieder bedeutet weniger Personal und weniger Ge­bäude.

Aktuell geplante Nachbarschaftsräume © Dekanat an der Dill

In dem Schaubild sehen Sie die vo­raussichtlich neue Struktur für un­sere Region. Die Herbstsynode des Dekanats an der Dill wird/muss die Kirchengemeinden voraussichtlich in fünf größere Gebiete (sogenannte Nachbarschaftsräume) zusammenfassen. Jedes dieser Ge­biete erhält eine begrenzte Anzahl an Pfarrstellen und je eine Stelle für eine/n Kirchenmusiker/in und eine Person mit gemeindepädagogischer Ausbildung.

Die Pfarrerperson wohnt also noch im Ort, ist aber für mehrere Orte des Gebietes verantwortlich. Oder sie wohnt eben im Nachbarort, viel­leicht aber auch zwei Orte weiter. Für jeden der fünf Großräume wird es ein gemeinsames Büro (eine Zeit­ lang möglicherweise auch zwei Bü­ros) geben.

Was sagen Sie dazu? Ich kann es mir denken: Sie sind enttäuscht. Sie haben der Kirche die Treue gehal­ten, all die Jahre. Sie haben so eine Kirche nicht gewollt. Das war früher viel besser. Wir haben uns doch immer für die Kirche eingesetzt. Wie soll das werden? Da gehen doch bald alle davon…

Aber wohin gehen wir? Weite Wege zu Kirchen in anderen Orten? – Die Alten wohl eher weniger. Und die Jüngeren werden sehen, ob sie sonntags (wie alltags zur Arbeit) erneut ins Auto steigen. Herausfordernd, aber möglich! Oder gehen wir in den inneren Rückzug? – Da bleibt man allerdings einsam. Und online lässt sich Gemeinschaft auch nicht (gut) herstellen.

Es ist meines Erachtens notwendig, dass wir den äußeren Kirchenreformprozess mit einem inneren geistlichen Prozess begleiten. Eine geistliche Gemeindeerneuerung spätestens jetzt. Diese fängt bei der und dem Einzelnen an. Wir dürfen uns in der Gemeinde auf die biblische Grundlage von christlicher Gemeinde beziehen. Danach gilt, es bildet sich Gemeinde um Jesus Christus. Er ist das Haupt, wir sind die Glieder. Das Bild vom Körper ist sehr anschaulich. Gemeinde ist ein lebendiger Organismus, darin wirken Menschen mit unterschiedlichen Begabungen zusammen. Alle wirken mit. Kein Körperteil lebt für sich allein. Alle sind aufeinander angewiesen.

Im Neuen Testament, im 1. Korintherbrief, Kapitel 12, ist das anschaulich beschrieben. Es geht nicht um ein: Wir schaffen das! – Ich bete für ein geistliches Aufwachen. Wir Christenmenschen dürfen mit Jesus Christus als unserem lebendigem Herrn rechnen. ER schafft und wir werden von IHM mitgenommen.

Aber wie kann das aussehen? – Jesus folgte selbst dem Weg, den er uns im Vaterunser-Gebet aufgezeigt hat: Heilige den Namen Gottes. Lebe in der Erwartung des Reiches Gottes. Komm zur Ruhe, um den Willen Gottes zu hören, und dann tue, was Gott von dir will. Vertraue täglich darauf, dass Gott dein Versorger ist. Nimm deine Schuld vor Gott ernst und bekenne sie IHM. Bitte in konkreter Weise um Vergebung. Mit seiner Vergebung im Rücken sei auch Du bereit, der und dem zu vergeben, die an dir schuldig geworden sind.

Wenn Sie durch den Ort gehen und nach dem Gebet fragen, das Jesus die Gemeinde gelehrt hat, werden viele sagen: Das Vaterunser kenne ich. Die meisten werden es sogar auswendig sprechen können. Fragen Sie jedoch weiter: Lebst du Tag für Tag und Stunde für Stunde auch inwendig mit diesem Gebet? Es werden wenige sein, die das bejahen. Die meisten werden Sie irritiert ansehen. Es ist doch nur ein Gebet, werden sie denken. Es mag schön sein, aber es ist weltfremd. Es passt nicht für mein reales Leben. – Jesus war anderer Meinung und alles andere als weltfremd. Niemand hat diese Welt so gut verstanden und durchschaut wie er. Niemand hat die Welt so geliebt wie er. Warum sollte Jesus also zu einem Gebet anleiten, das nicht in unseren Alltag passt?

Jesus weiß um die Wirklichkeit Gottes. Darum rechnet er zu jeder Stunde mit der Wirklichkeit des lebendigen Gottes. Den Namen Gottes zu heiligen, bedeutet, Gott als Majestät zu ehren. Täglich. Stündlich. Gott als Majestät zu ehren, hilft, dazu, Gemeinde als die eine Braut von Jesus zu erkennen. Sie lebt mit ihm und baut unter seiner Leitung und Führung mit am Reich Gottes. Frieden und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Vergebung gedeihen unter seiner Herrschaft. Als Gemeinde sind Sie und ich und alle, die Christus als ihren Herrn anerkennen, ein verantwortlicher Teil in Gottes Zukunftsplan. Synoden können Menschenplänen verpflichtet sein. Du aber erkenne, was Gott für dein Leben plant und welche Aufgabe ER dir in seinem Reich, in seiner Gemeinde vor Ort zugedacht hat. Niemand bleibt ohne Aufgabe bei Gott.

Sie zögern? Ist da etwas im Argen? Muss etwas geklärt und vergeben werden? Klärung ist gut. Wir dürfen aus der Vergebung leben und können miteinander zur Ehre Go(es wirken.

Pfarrer Friedrich-Wilhelm Bieneck