Gedanken zum Monatsspruch – Juni 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
was haben Jack Reacher, Bryan Mills, James Bond und Mose gemeinsam? – Alle vier können sich aus einer ausweglosen Situation befreien. Was unterscheidet sie? Zunächst die wichtige Tatsache, dass Mose eine reale Persönlichkeit ist und die drei anderen ausgedachte Charaktere sind.
Der nächste bedeutungsvolle Unterschied ist der, dass die ausgedachten Helden zum einen über ein phänomenales Equipment verfügen und sich in der Regel um die Rettung ihres eigenen Lebens kümmern müssen. Dem gegenüber ist Mose in der Situation, dass sein einziger Ausrüstungsgegenstand ein Wanderstab ist und er die Verantwortung für eine 10.000-köpfige Gruppe an Menschen hat. Die Details können Sie in den einschlägigen Krimi- und Action-Thrillern nachlesen beziehungsweise sich in den Filmen anschauen; im Fall des Mose sollten Sie die Bibel zur Hand nehmen.
Und ein letzter großer Unterschied, den ich erwähnen möchte, ist der, dass die einen mit Trickreichtum und Gewalt zu Selbstbefreiern werden, während Mose sein ganzes Vertrauen auf den lebendigen Gott setzt. Und bevor sie jetzt abschätzig denken: wer nichts kann, dem bleibt halt nur beten, gebe ich Ihnen zu bedenken, dass Mose ein paar Jahre zuvor als Prinz von Ägypten, eine Elitesoldaten-Ausbildung in Taktik, Strategie und Überlebenstraining in der besten Armee der damaligen Welt genossen hat. Auch das ist Teil seiner Lebensgeschichte. Aus seiner Ansage an das Volk der befreiten hebräischen Sklaven leuchtet sein militärisches und psychologisches Wissen allerdings hervor: Steht! Fokussiert euch auf Gott, der euch rettet!
Panik ist in einer gefährlichen Situation das Letzte, was hilfreich ist. Richte vielmehr den Blick nicht auf die bedrohliche Lage, sondern auf die mögliche Rettung.
Die Gefahr damals näherte sich in Gestalt ägyptischer Armeeverbände, die zur Rückholung oder Vernichtung im Rücken der Hebräer heranbrausten. Vor den Hebräern aber lag das Meer. Man war sozusagen eingekeilt. Kampf war ausgeschlossen, weil alle Mann weder Waffen noch eine militärische Ausbildung besaßen.
Das Drama ist klar. Aber wir kennen das in kleinem Maßstab und doch irgendwie mit derselben Intensität an Furcht aus dem eigenen Leben. Hin und wieder kommen wir in eine Situation, wo wir wissen: Hier gibt es keinen Ausweg mehr. Unser Untergehen scheint beschlossen. Das kann eine Krankheit sein. Das kann ein verhauener Schulabschluss sein. Das kann der Zerbruch einer Beziehung sein. Und manches mehr.
Hier helfen uns keine übermenschlichen Fähigkeiten. Aber hier kann uns Gott helfen, wenn wir ihm vertrauen. Wichtig ist, wenn man Gott um Hilfe bittet, dass man ihm keine Vorschriften darüber macht, wie er die Situation lösen soll. Mose hat damals einfach um Gottes Eingreifen gebetet. Dass Gott das Meer teilt, lag ohnehin außerhalb seiner Vorstellungsmöglichkeiten. Wir dürfen das aber lernen, dass Gott Unmögliches möglich ist. Wer sich diesem Gott anvertraut, wird auf jeden Fall seine Furcht in Schach halten können. Das Vertrauen wünsche ich uns allen als Teil des Reisegepäcks auf dem Marsch in unsere Zukunft.
Ihr Pfarrer Friedrich-Wilhelm Bieneck